Der Sonnenaufgang war super. Die Wolken haben sich verzogen und die Silhouette der Kirche hat sich vor dem türkisarbenen Himmel abgezeichnet.

Heute war die Kirche also nicht vor einem roten sondern vor einem türkisfarbenen Hintergrund gestanden. Sehr schön auf jeden Fall. Dazu die qualmenden Kamine der Wohnhäuser unter den Giesinger Höhen ... mein München ist wirklich schön. Wie sagen die Freunde vom goldenen M: "Dadadadadam - Ich liebe es.".

So ein wunderbarer Morgen.
Klirrende Kälte. Noch wenig Verkehr und keine Menschen auf den Straßen, nur einige in der S-Bahn und noch weniger in der U-Bahn. Halb München schläft noch.
Und was ist so wunderbar? Der dunkle Nachthimmel mit dem kleinen sichelförmigen Mond, der hinter einer Wolke hervorlugt. Perfekt wird der Morgen, wenn sich jetzt noch die Wolken entscheiden Platz zu machen für einen Sonnenaufgang der sich langsam am Horizont entwickelt und die Kirche auf die ich blicken kann wie eine blutgetränkte Skulptur aussehen lässt.

Ich bin gespannt und halte die Kamera bereit (witzigerweise mit einem s/w Film auf dem man den roten Himmel gar nicht erkennen könnte).

Heut habe ich mal meine Contax G1 ausgepackt. Leider ist Sie mir mal bei einem zu schwungvollem Kofferraumöffnen auf den Betonboden einer Tiefgarage gefallen. Seitdem focusiert das Objektiv mit einem krrrrrrckrrr.
Ich bin gespannt ob die Kamera noch ordentliche Bilder macht.
Da das Floklabor, auf Grund fehlender Möbel, noch nicht in Betrieb genommen werden kann, habe ich mich für einen einfachen Farbfilm entschieden.
Ich bin schon so gespannt. Das erste mal seit Monaten wieder auf der Jagd nach einem guten Foto.

Pünktlich zur Photokina fällt mir ein, dass ich noch einen Film in der Schublade habe, den ich noch entwickeln lassen muss, weil er farbig ist. Einen FILM! Ja ich habe noch diese altmodischen Geräte in die man vergeblich einen Schlitz für die SD-Karte sucht. Und ich bleibe auch dabei.
Am liebsten ist mir die S/W-Photografie. Klar können auch Digi-Cams S/W bilder generieren aber mir macht es keinen Spass am Rechner zu sitzen und Stunden über Stunden Bilder zu bearbeiten. Ich will Bilder erschaffen und mir dabei überlegen wie ich zum besten Ergebnis komme. Ich will nicht 1000 mal das gleiche Motiv auf einen Chip bannen und dann entscheiden, welches Bild das Beste ist, dass dann bearbeiten und dann erst ausdrucken (wobei die meissten Digi-Bilder wahrscheinlich gar nicht ausgedruckt sondern gepostet werden).
Ich mache 1 oder 2 Bilder von einem Motiv. Dann gehe ich in meine kleine Dunkelkammer und entwickle den Film, mache einen Kontaktbogen und entscheide dann, ob mir das Bild gelungen ist oder nicht. Wenn ich dann noch Lust habe bleibe ich in der Dunkelkammer und bade meine Hände in Entwicklerflüssigkeit, Stoppbad und was man sonst noch so braucht um ein Foto auf Papier entstehen zu lassen.
Ich freue mich immer wieder auf den Moment, wenn das von mir fotografierte Bild auf dem Papier erscheint.

Ich habe nichts gegen Computer und technische Neuheiten. Ganz im Gegenteil. Aber Photografieren werde ich weiterhin analog, weil es für mich wie eine Entspannungstherapie ist. Ausserdem ist es auf eine ganz eigen Art und Weise Nerd, denn man macht es allein und nur für sich.

Ich habe gestern 2 Stunden damit verbracht Photos von den Speicherchips auf den Rechner zu laden und zu sortieren. Ich hasse diese Digitalbilderflut. Ich mag generell die digitale Photographiererei nicht. Ein Grund warum ich immer noch keine gute Digicam habe sondern nur so eine kleine Ritscheratschedigicam.
Ich habe ja die Vermutung, dass diese kleinen Digitalkamerachips einem die Seele klauen. Also nicht der photographierenden Person, sondern dem Photo. Vielleicht liegt es aber auch an mir und meiner negativen Grundhaltung den Dingern gegenüber. Oder ich kann mit ihnen einfach nicht umgehen.
Früher musste man sich genau überlegen, wie die Blende, Belichtungszeit, Film etc. einzusetzen sind. Heute macht man einfach mal 1000 Fotos, da wird schon eins dabei sein, dass gut ist. Wo bleibt denn da der Spass? Wo bleibt die Kunst?
Man bin ich froh, wenn ich diesen Sommer wieder meine kleines Photolabor aufbauen kann und endlich wieder vernüftige Bilder entwickeln darf. Ganz analog.